„Es ist wichtig, aus den Kirchenmauern herauszutreten“

Nachricht Northeim, 07. August 2024

Ordination des neuen Sixti-Pastors Christian Völckers am 11. August

In moderner Jeans, weißem Hemd und dunkelblauer Jacke steht er da – mit sympathischem Lächeln im Gesicht – und öffnet die Tür zum frisch renovierten Pfarrhaus in der Wilhelmstraße. Erst vor kurzem ist Christian Völckers, der neue Sixti-Pastor, hier zusammen mit seiner Frau eingezogen, um seinen dreijährigen Probedienst als Pastor zu beginnen. Seine Ordination mit Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder ist an diesem Sonntag, 11. August, um 14 Uhr in der St. Sixti-Kirche. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, mit dem neuen Pastor ins Gespräch zu kommen.

Frische Sonnenblumen stehen auf der Anrichte neben seinem Schreibtisch im Pfarrbüro – und zwei Bilder, mit denen der junge Pastor besondere Erlebnisse und Geschichten verbindet. Das kleine Bild zeigt die Kirche seines Heimatortes Assel vom Elbdeich aus. Das größere Bild stammt von einer Malerin, die in seiner Vikariatsgemeinde lebte, erklärt Christian Völckers, der in seiner Freizeit gerne läuft, kocht und auch wieder mit dem Rennradfahren starten möchte. Dass ihm die Landeskirche Hannovers die Stelle in Northeim zugewiesen hat, „war eine glückliche Fügung“, sagt der 35-Jährige. Denn seine Frau Milena ist in Göttingen als Grundschullehrerin tätig und die beiden erwarten im September ihr erstes Kind.

Zwar sind noch nicht alle Umzugskartons ausgepackt, aber inzwischen sind die beiden „in den Sommerferien“ schon etwas in Northeim angekommen. Der junge Pastor hat die ersten Wochen damit verbracht, sich mit den kirchlichen Strukturen und den Gemeinden vor Ort vertraut zu machen, Gespräche zu führen und die ersten Beerdigungen abzuhalten.

Auf die Frage, wie er einen Gottesdienst gestalten würde, wenn er komplett freie Hand hätte, kontert der Pastor mit der Frage nach der Zielgruppe. Vorstellen könne er sich zum Beispiel, einen Film-Gottesdienst zu veranstalten – gerne auch im Kino. Oder, sein Interesse an Geschichte und Politik bedingt, an Orte außerhalb der Kirchenmauern zu gehen, die aus ihrer Geschichte heraus eine prägende Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung hätten – wie das Holocaust-Mahnmal am Entenmarkt.

Außerdem sei ihm wichtig, Kirche im Sozialraum präsenter zu machen. „Es ist wichtig, dass wir aus den Kirchenmauern heraustreten. Andachten bei den Schützen oder der Feuerwehr zum Beispiel kann ich mir auch gut vorstellen“, sagt Christian Völckers und zeigt sich begeistert vom Lebendigen Adventskalender in Northeim, der bei unterschiedlichen Vereinen und Institutionen stattfindet. Sowieso sei er begeistert, wie gut die St. Sixti-Kirchengemeinde in Sachen Knowhow aufgestellt sei.

„Die exzellente Kirchenmusik hier ist ein Schatz, ebenso der engagierte Kirchenvorstand und das ausgezeichnete Gemeindemagazin, die Nortsicht. Ich bin mir sicher, dass wir hier bedürfnisorientierte Kirche gestalten können, in der sich alle willkommen fühlen.“ Und genau dafür ist es jetzt wichtig, rauszugehen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihre Wünsche und Bedürfnisse kennenzulernen.
 

Christian Völckers tritt die Nachfolge von Pastor Dr. Stefan Leonhardt an. Dieser wird künftig als Pastor für die Deutschen Evangelischen Gemeinden in Amsterdam und Rotterdam tätig sein und nach einem mehrwöchigen Sprachkurs in den Niederlanden zum 1. Oktober wechseln. Seine Verabschiedung ist für Sonntag,  1. September, um 14 Uhr in St. Sixti geplant.

 

Zur Person
 

Geboren wurde Christian Völckers in der Hansestadt Stade. In seiner Jugendzeit haben ihn Kinderbibelwochen und Jugendfreizeiten besonders geprägt, die er als Teamer begleitete. Diese waren der Ausgangspunkt für seine religiöse und berufliche Biografie. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in der christlichen Jugendbildungsstätte Oese, wo er auch seine Frau kennenlernte, hat sich Christian Völckers zum Theologiestudium entschlossen – obwohl er eigentlich erst Gymnasiallehramt auf Biologie und Religion studieren wollte. „Dort waren Menschen mit unterschiedlicher Kultur und Spiritualität vertreten. Gespräche und Diskussionen darüber, wie wir glauben und warum wir glauben, verstärkten mein Interesse an gelebter Religion und den theologischen Hintergründen. Die Verbindung dorthin ist bis heute geblieben.“ Sein erstes theologisches Examen schloss er an der Universität in Göttingen ab. Während des Studiums war Christian Völckers als studentische Hilfskraft und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Göttingen tätig. In dieser Zeit schrieb er an seiner Promotion im Alten Testament. Sein Vikariat absolvierte er im Anschluss in der Ev.-luth. Kreuzkirchengemeinde in Göttingen. Es ist ihm ein Anliegen, die Menschen „zur Teilhabe am Gemeindeleben zu motivieren.“

Darüber hinaus freut sich Christian Völckers auf Verbindungen zwischen Kirche und Kita bzw. Schulen sowie zu den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Akteuren der Stadt Northeim.

Im Gottesdienst wünscht er sich eine „hoffnungsvolle Verkündigung des Evangeliums“ – das weltliche Zeitgeschehen wahrzunehmen und religiös zu deuten. Er sagt: „Es muss nicht immer das klassische Gloria sein. Auch andere, moderne Lieder können das Alte neu ausdrücken und mit gesprochenen Worten, unterstützt werden.“

KK Leine-Solling/ Mareike Spillner