Georg Schulze-Büttger: Andreanum-Schüler im Widerstand gegen Hitler

Nachricht Hildesheim, 19. Juli 2024

„Trage Dein unendliches Leid, das Du mir verzeihen mögest, groß und stark und verliere nicht den Glauben an unseren Herrgott.“

Der Mitverschwörer des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944, Georg Schulze-Büttger, darf kurz vor seiner Hinrichtung am 13. Oktober einen Abschiedsbrief an seine Frau Jutta schreiben. Ein Blatt, keine Randbeschriftung.

Georg Schulze-Büttger, geboren am 5. Oktober 1904 in Posen, wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters in Hildesheim auf. Seine Mutter zog mit ihm und seiner Schwester 1911 zu ihrer Großmutter in Hildesheim, wo er das Gymnasium Andreanum besuchte und 1922 die Reifeprüfung ablegte. Er entschied sich für eine militärische Laufbahn und trat noch im selben Jahr den Goslarer Jägern der Reichswehr bei​​.

 „Meine geliebte Jutta!

Gönne mir den Frieden, in den ich nun für immer eingehen werde. In meinen letzten Minuten danke ich Dir, mein Liebstes, für Deine übergroße Liebe, mit der Du mich 10 Jahre glücklich gemacht hast. Trage Dein unendliches Leid, das Du mir verzeihen mögest, groß und stark und verliere nicht den Glauben an unseren Herrgott … Erzieh unsere Kinder zu frohen, freien Menschenkindern. Dazu widme alle Kraft den Lebenden. Möge Dir in dem Aufwachsen und der Liebe der Kleinen ein neues, stilles Glück erblühen. Klopft aber später ein anderer auch wieder an Deine eigene Herzenstür, dann öffne, wenn es echt ist. Ich wollte immer nur Dein Glück. Bitte keine Trauerkleider und Anzeigen. Lasst mich in aller Stille von dieser Erde abgeschieden sein … Es hat Dich mit aller Innigkeit, der ein Männerherz fähig ist, treu und unendlich geliebt

Dein Georg“                                                                                           [Q]

Georg Schulze-Büttger an seine Frau Jutta kurz vor seiner Hinrichtung

Widerstand gegen Hitler

Schulze-Büttger absolvierte in den frühen 1930er-Jahren eine Generalstabsausbildung in Dresden und wurde 1935 Adjutant von Generaloberst Ludwig Beck, einer zentralen Figur der Militäropposition gegen Hitler.

Jutta Schulze-Büttger äußerte später, es sei nicht viel über Politik gesprochen worden. Dennoch wusste sie von der Gegnerschaft Becks und ihres Mannes gegen Hitler. „Diesen Tag werden wir noch einmal bitter bereuen,“ soll Schulze-Büttger nach der Reichspogromnacht zu seiner Frau gesagt haben.

Durch Beck lernte er wichtige Widerstandskämpfer wie Henning von Tresckow kennen. In Smolensk experimentierten von Tresckow und Schulze-Büttger verschiedene Arten von Sprengstoff. Spätestens 1943 wurde er in die Attentatspläne gegen Hitler eingeweiht und unterstützte die Vorbereitung dieser Pläne aktiv​​.

Der gescheiterte Attentatsversuch vom 20. Juli 1944, ausgeführt von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, führte zur Verhaftung vieler Verschwörer. Schulze-Büttger wurde am 20. August 1944 an der Ostfront festgenommen und aus der Wehrmacht entlassen. Am 13. Oktober 1944 wurde er vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet​​.

 

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Gedenken an Widerstand

Seine familiären Wurzeln und die Bedeutung Hildesheims für sein Leben spiegeln sich auch in der Nachkriegszeit wider. In Hildesheim sind eine Straße und ein Sitzungsraum im Rathaus nach ihm benannt. Sein Name ist im Kriegstotengedenkbuch des Gymnasiums Andreanum eingetragen, und das Familiengrab auf dem Lambertifriedhof erinnert an ihn​.

Noch in seinen letzten Tagen fand Schulze-Büttger Halt im Glauben. Auf seinem Grabstein steht ein Vers des Johannes-Evangeliums:

"Ich lebe und ihr sollt auch leben."

(Joh.14,19)

Nach Angaben seines Sohn Jobst Schulze-Büttger, habe noch in den 1980er-Jahren innerhalb der Bundeswehr teilweise die Auffassung geherrscht, die Widerständler des 20. Juli 1944 seien Vaterlandsverräter gewesen. Dies zeigt, dass die Nachwirkung und das Verständnis des Widerstands gegen Hitler auch lange nach Kriegsende noch kontrovers waren​.

Auf dem Grabstein der Familie steht auch der Vers aus dem Johannes-Evangelium. F:Müller

Georg Schulze-Büttger hinterließ seine Frau Jutta Sibylla und drei Kinder. Seine beiden Söhne traten in seine militärischen Fußstapfen und wurden Offiziere in der Bundeswehr, die Tochter verstarb kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Trotz seines tragischen Endes bleibt Schulze-Büttger ein Beispiel für den mutigen Widerstand gegen das NS-Regime und seine Verbundenheit zu Hildesheim, wo sein Andenken bis heute gepflegt wird​.

Sprengel Hildesheim-Göttingen/ gmu

Gedenken in Hildesheim

Anlässlich des bundesweiten Gedenktages für die Männer und Frauen der deutschen Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus lädt die Stadt Hildesheim für Sonnabend, 20. Juli, 15 Uhr, zu einer Gedenkstunde am Grab von Georg Schulze-Büttger auf den Friedhof St. Lamberti (Goschentor 2) ein.

Wanderausstellung zum Gedenken