Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder hat in ihrer Predigt zum Buß- und Bettag den Rücktritt der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus bedauert und ihrer Irritation darüber Ausdruck verliehen, wie schnell die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Deutschland der Ratsvorsitzenden das Vertrauen entzogen habe. Die Staatsanwaltlichen Ermittlungen in der Sache seien in keiner Weise abgeschlossen seien. „Mir geht diese öffentliche Demontage der Ratsvorsitzenden, die dieses Thema zur Chefinnensache erklärt hat, zu schnell“, sagte sie am Mittwochabend in der St.-Michaelis-Kirche in Hildesheim.
Kirchen und Gesellschaft bräuchten dringend Aufarbeitung und konsequente Schritte im Blick auf sexualisierte Gewalt und übergriffiges Verhalten. „Betroffene leiden ihr Leben lang. Aber es ist ein Trugschluss zu meinen, dieser Rücktritt löse Probleme der Aufarbeitung.“ Die gesamte Gesellschaft sei vom Übel sexualisierter Gewalt betroffen. „Auch unter uns sitzen heute statistisch gesehen Betroffene“, sagte die Regionalbischöfin zu den rund 150 Gottesdienstbesucher*innen. Sexualisierte Gewalt zu übertünchen sei ein Skandal. „Und deshalb ist richtig, den Rücktritt von verantwortlichen Amtsinhabern zur richtigen Zeit zu einfordern. Am Montag hat es aus meiner Sicht aber die Falsche getroffen.“