Liebe jüdische Geschwister,
mein Herz ist wie zerschmolzenes Wachs. Mein Herz schmilzt vor Trauer und brennt vor Zorn. Und die Zunge klebt mir am Gaumen, wenn ich rede. Denn anmaßend schmeckt jedes Wort, das vorgibt zu verstehen und nachzufühlen. Und jedes Beteuern von Solidarität kommt mir seltsam abgestanden und abgeschmackt vor. Nein, wir können nicht verstehen, wie es Euch in diesen Tagen geht. Es liegt außerhalb unserer Vorstellungskraft, wie sich das anfühlt und was das bedeutet, was am 7. Oktober geschehen ist. Deshalb suche ich Hilfe bei der Sprache der Psalmen.
Denn auch wenn es keine Worte gibt, wäre es falsch zu schweigen. Was ich sehe, zerreißt mir das Herz. Und es muss immer und immer wieder ausgesprochen sein: Wir sind solidarisch mit Israel. Wir sind solidarisch mit Euch, den Jüdinnen und Juden hier in Deutschland. Es beschämt mich, es macht mich traurig, wenn ich höre, wie Jüdinnen und Juden sagen: „Hier in Deutschland bin ich nicht sicher, und jetzt ist mir auch noch meine Heimstätte Israel genommen.“ Ihr sollt wissen, und ich sage das laut: Die evangelische Kirche steht an Eurer Seite!