Lisbeth Haase ist nach Angaben ihrer Familie am 24. Februar in ihrem 90. Lebensjahr in Duderstadt gestorben. Viele Jahrzehnte lang engagierte sich die Duderstädterin als Synodale in den Kirchenparlamenten der EKD und der Landeskirche Hannovers. Regionalbischof Eckhard Gorka lobte das Engagement der streitbaren Vorkämpferin für Frauenbeteiligung: Lisbeth Haase hat ein unermüdliches Engagemtent an den Tag gelegt und sich keiner Aufgabe entzogen, um deren Wahnehmung sie gebeten wurde. Als Kirche sind wir ihr zu tiefem Dank verpflichtet."
„Ich bin weder Emanze noch Frauenrechtlerin", sagte Haase noch vor wenigen Jahren. Dennoch seien Frauen immer wieder Themen in ihren rund zwei Dutzend Büchern gewesen. „Aber auf eine freundliche Art", wie sie damals betonte.
„Die brauchten damals eine Konservative", erinnerte sich Haase, als sie 1985 in die EKD-Synode gewählt worden sei. Zugleich aber missfielen, so sagte sie später augenzwinkernd, konservativen Männern ihre Bemühungen, die Rolle der Frauen in der Kirche voranzutreiben. Unter anderem wirkte sie auch als Frauenbeauftragte im damaligen Kirchenkreis Herzberg und im Sprengel Göttingen.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges musste Lisbeth Haase mit ihrer Familie aus dem schlesischen Münsterberg fliehen. „Meine zweite Heimat war Hildesheim." Dort half sie im Kindergottesdienst der Michaeliskirche und lernte ihren Mann Enno kennen, der bereits Theologie in Göttingen studierte. Sie selbst, so sagte sie später, litt darunter, in den Wirren der Nachkriegszeit kein Abitur gemacht zu haben.
In Loccum ließ sich die sechsfache Mutter zur Religionslehrerin ausbilden und unterrichtete später 25 Jahre lang Religion an Haupt- und Realschulen. Ihr Mann Enno, 42 Jahre lang Pastor im eichsfeldischen Duderstadt, habe sie bei ihrem Engagement stets unterstützt.
Lisbeth Haase ließ sich nicht aufhalten, nicht vom Rollenverständnis zwischen Mann und Frau, war ihren Prinzipien treu, standfest und meinungsstark. Auch wenn sie als Konservative galt, hielt sie lange engen Kontakt zur früheren Landesbischöfin Margot Käßmann.
„Viele, die sie bei ihrem Wirken in den Synoden und auf Gemeinde- und Sprengelebene beobachtet haben, werden sich an ihr Engagement erinnern. Sie war Kirchenfrau, die nicht das Hauptamt brauchte, um ihre Begabungen segensreich einzusetzen", sagte Regionalbischof Gorka.
Nun ist Lisbeth Haase eingeschlafen.
Zur Person:
Lisbeth Haase wurde 1931 in Schlesien geboren und flüchtete mit ihrer Familie nach Hildesheim. Zwei Legislaturperioden lang gehörte sie von 1990 bis 2001 der Landessynode an und war dort unter anderem im Präsidium, im Ausbildungs- und Öffentlichkeitsausschuss. Seit 1993 war Haase zudem Mitglied im Ausbildungsbeirat der Landeskirche Hannovers sowie ab 1996 Mitglied im Kuratorium des Amtes für Gemeindedienst (jetzt: Haus kirchlicher Dienste). Zwischen 1985 und 2002 war Lisbeth Haase zudem in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bis 1991 hat die Duderstädterin im Ausschuss „Diakonie, Mission und Ökumene" mitgearbeitet, in den Jahren 1991 bis 2002 dann im „Europaausschuss".
Sprengel Hildesheim-Göttingen/gmu